Cuxhavener Nachrichten
CUXHAVEN/HAMBURG. Mit einer Friseurlehre aus Cuxhaven nach Hamburg, mit 22 Jahren schon die Meisterprüfung, zwischendurch mal nach Paris und mit 27 Jahren Besitzer des ältesten Friseursalons Hamburgs – das ist doch mal ein Werdegang. Johannes aus Cuxhaven betreibt am Großneumarkt, dem Viertel unterhalb des Michels, seinen Salon Haupt Sache.
Vor dem Laden, in dem Johannes nach der Übernahme des Salons alte Elemente geschickt mit Neuem kombiniert hat, bleiben oft Passanten stehen, die sich vorrangig gar nicht für einen neuen Haarschnitt interessieren. Das Mahagoni-Interieur – original aus dem Jahr 1904 –, die Stuckdecke mit Kronleuchter, die Marmorwaschbecken lenken die Blicke auf sich.
Auch Funk, Fernsehen und Printmedien wie die Frauenzeitschrift „Brigitte“ schauen immer wieder gerne bei Johannes vorbei – sogar ein „Tatort“-Gangster der ARD ist hier schon frisiert worden.
Vor knapp drei Jahren hat Johannes dieses Schmuckstück übernommen. „Meine Tante hatte in einem Fernsehbeitrag von diesem Laden erfahren, dessen Besitzerin ihn gute Hände übergeben wollte“, erzählt der junge Friseurmeister. Als er dort zufällig vorbeikam, ergab sich ein Gespräch mit der Besitzerin – und schon war der Übergang besiegelt. Die Mischung aus Neu und Alt passt genau in dieses Viertel, das noch zum Bummeln einlädt. Fast fühlen sich Kunden in dem Friseursalon in die Zeiten zurückversetzt , in denen der Barbier noch nebenbei allerlei gesundheitliche Leiden linderte und Zähne zog.
Damit ist es heute glücklicherweise vorbei und Johannes setzt ganz auf Wohlfühlatmosphäre. Gelernt hat er sein Handwerk ganz bodenständig bei „Clips“ in Cuxhaven. Mit der Haarschneidekunst war er schon groß geworden, indem er seiner Mutter, einer selbstständigen Friseurmeisterin, über die Schulter schaute. Seine Freunde protestierten nicht, als er an ihnen seine ersten praktischen Haarschneide-Erfahrungen sammelte. So war der Weg in die Ausbildung logisch. Berufsschulunterricht gab’s in der Friseurklasse von Herrn Metzel in den Berufsbildenden Schulen Cuxhaven.
Später ging der Blick über Cuxhaven hinaus: Johannes zog nach Hamburg, arbeitete unter anderem in den Salons von Jürgen Tröndle, Peter Polzer und „Tony & Guy“. Aber auch die Gelegenheit, nach Paris zu gehen, ließ er sich nicht entgehen. „Schließlich sind da Mode und Frisuren immer ein Stück voraus“, sagt er. Als Stylist konnte er im Backstage-Bereich bei den großen Modenschauen die Luft der großen Mode-Welt schnuppern. Schon mit 22 Jahren war Johannes einer der jüngsten Friseurmeister Hamburgs. In Cuxhaven, wo seine Mutter noch wohnt, ist er nach wie vor regelmäßig anzutreffen.
von Maren Reese-Winne