Cuxhavener Nachrichten


Vor dem Laden, in dem Johannes nach der Übernahme des Salons alte Elemente geschickt mit Neuem kombiniert hat, bleiben oft Passanten stehen, die sich vorrangig gar nicht für einen neuen Haarschnitt interessieren. Das Mahagoni-Interieur – original aus dem Jahr 1904 –, die Stuckdecke mit Kronleuchter, die Marmorwaschbecken lenken die Blicke auf sich.


Auch Funk, Fernsehen und Printmedien wie die Frauenzeitschrift „Brigitte“ schauen immer wieder gerne bei Johannes vorbei – sogar ein „Tatort“-Gangster der ARD ist hier schon frisiert worden.


Vor knapp drei Jahren hat Johannes dieses Schmuckstück übernommen. „Meine Tante hatte in einem Fernsehbeitrag von diesem Laden erfahren, dessen Besitzerin ihn gute Hände übergeben wollte“, erzählt der junge Friseurmeister. Als er dort zufällig vorbeikam, ergab sich ein Gespräch mit der Besitzerin – und schon war der Übergang besiegelt. Die Mischung aus Neu und Alt passt genau in dieses Viertel, das noch zum Bummeln einlädt. Fast fühlen sich Kunden in dem Friseursalon in die Zeiten zurückversetzt , in denen der Barbier noch nebenbei allerlei gesundheitliche Leiden linderte und Zähne zog.


Damit ist es heute glücklicherweise vorbei und Johannes setzt ganz auf Wohlfühlatmosphäre. Gelernt hat er sein Handwerk ganz bodenständig bei „Clips“ in Cuxhaven. Mit der Haarschneidekunst war er schon groß geworden, indem er seiner Mutter, einer selbstständigen Friseurmeisterin, über die Schulter schaute. Seine Freunde protestierten nicht, als er an ihnen seine ersten praktischen Haarschneide-Erfahrungen sammelte. So war der Weg in die Ausbildung logisch. Berufsschulunterricht gab’s in der Friseurklasse von Herrn Metzel in den Berufsbildenden Schulen Cuxhaven.


Später ging der Blick über Cuxhaven hinaus: Johannes zog nach Hamburg, arbeitete unter anderem in den Salons von Jürgen Tröndle, Peter Polzer und „Tony & Guy“. Aber auch die Gelegenheit, nach Paris zu gehen, ließ er sich nicht entgehen. „Schließlich sind da Mode und Frisuren immer ein Stück voraus“, sagt er. Als Stylist konnte er im Backstage-Bereich bei den großen Modenschauen die Luft der großen Mode-Welt schnuppern. Schon mit 22 Jahren war Johannes einer der jüngsten Friseurmeister Hamburgs. In Cuxhaven, wo seine Mutter noch wohnt, ist er nach wie vor regelmäßig anzutreffen.


von Maren Reese-Winne

Schaetze Hamburgs

Dunkelrot glänzendes Mahagoni-Interieur, Marmorwaschbecken, eine Stuckdecke mit gläsernen Kronleuchter. Am Großneumarkt 52 befindet sich ein Juwel des Hamburger Friseurhandwerks - der älteste Salon der Hansestadt.


Doch wer in dem über 100 Jahre alten Salon nun einen in die Jahre gekommenen Frisuer im weißen Kittel und mit Haarpomade erwartet - Fehlanzeige. Inhaber Johannes ist einer der jüngsten Friseurmeister der Stadt.


Der smarte Figaro hat frühzeitig sein Hobby zum Beruf gemacht. "Als Kind habe ich meiner Mutter, einer Friseurmeisterin öfter über die Schulter geschaut, später meinen Freunden die Haare geschnitten."


Sie bleiben auch danach seine Freunde, und für Johannes steht fest: "Das ist mein Ding, meine Leidenschaft."


An seine Ausbildung schließt sich nahtlos eine Anstellung in Paris. Aufgabe: "Exklusives Hairstyling für Modenschauen." Nächste Station Hamburg. Hier erhält Johannes bald den Meisterbrief. Da ist der Jung-Coiffeur gerade mal 22 Jahre alt.


Johannes arbeitet mit großer Hingabe. "Ich nehme mir viel Zeit und arbeite ausschließlich aus einer Hand." Zu Beginn begutachtet er das Haar und spricht Empfehlungen aus. Nach Waschen, Schneiden und Fönen "personalisiert" er die Frisur, d.h. er beobachtet die Haarbewegungen des trockenen Haares und schneidet entsprechend nach. Getreu seinem Leitsatz: "Haidressing at Perfection!"

Einkaufen Hamburg

"Vor hundert Jahren hat der Barbier hier noch Zähne gezogen", erzählt der 25-jährige Johannes, der seit Juli 2009 Hamburgs ältesten Friseursalon betreibt. Der kleine schmale Raum mit dem original Mahagoni-Immobiliar von 1904 ist ein wahres Schmuckstück - prächtige Kronleuchter, goldverzierte Spiegel und ein roter Teppich am Eingang schaffen ein tolles Ambiente, das gern auch als Filmkulisse genutzt wird. Über mangelnde Kundschaft kann der selbstbewusste junge Friseur nicht klagen, neben der angestammten Klientel seiner Vorgängerin hat er viele seiner Stammkunden mitgebracht. Johannes, der nur Naturprodukte von Paul Mitchell verwendet, bezeichnet sich selbst als Hairdresser, für einen perfekten Haarschnitt besucht er selbst immer wieder Fortbildungen. Historisches Flair gepaart mit jugendlichem Schwung: eine gelungene Mischung!

Hamburger Abendblatt

HAARE SCHNEIDEN IM "MUSEUM"

  Vor der Tür ein roter Teppich, im Schaufenster ein wallender Vorhang. Drinnen leuchtend dunkles Mahagoni-Mobiliar, gläserne Kronleuchter und goldgerahmte Spiegel.   Dazwischen Orchideen und Bonsais, auch eine Vase voll bunter Blumen. Ganz schön schnieke, diese 40 Quadratmeter hier am Großneumarkt Nummer 52. Sie beherbergen einen Friseursalon, und zwar den mit 105 Jahren ältesten Hamburgs. Am Sonnabend hat er nach einem knappen Monat Pause mit einer kleinen Feier wiedereröffnet - als "Haupt-Sache - Hairdressing at Perfection" und unter der Leitung von Johannes, dem nunmehr sechsten Inhaber.   "Ein eigener Laden war schon immer mein Traum", sagt Johannes. Der 25 jahre alte Friseurmeister ist überglücklich, dass er den Traditionssalon übernehmen konnte, dessen Einrichtung größtenteils original aus der Jahrhundertwende-Zeit stammt. (Kommentar einer Kundin: "Das hat hier was von Museum: diese Ruhe, die Entspannung ...") Auch Claudia Voss, die vormalige Besitzerin, die ob ihrer Schwangerschaft mit der Arbeit aufhört, freut sich mit ihrem Nachfolger: "Ich suchte ewig nach jemandem, dem ich mein 'Baby' anvertrauen wollte - dann fand ich Johannes!" Dass der seinen Beruf liebt, merkt man schnell, schon allein daran, dass sein Blick im Gespräch immer wieder über das Haar des Gegenübers streift. Gelernt hat Johannes, der aus Cuxhaven stammt, unter anderem in Paris. Da entwickelte er sein Credo: "Mit exklusiven Pflegeprodukten arbeiten, Kunden nicht im Akkord abfertigen - ein guter Schnitt mit Waschen, Föhnen, Stylen und auch einer Kopfmassage braucht eben eine Stunde."   Sechs Tage die Woche wird Johannes nun Kamm und Schere in die Hand nehmen. Angst vor der großen Konkurrenz hat er keine: "Es gibt zwar viele Friseure in Hamburg - aber nicht viele gute!"(cb)